Stellungnahme der Willkomm Gemeinschaft Neustadt e.V. zur Bewertung der Stadt Neustadt in der aktuellen IHK-Studie der pfälzischen Wirtschaftsstandorte
Die Neustadter Unternehmerinnen und Unternehmer leben gerne in Neustadt. Die Lebensqualität zwischen Reben und Wald ist hoch und die Bürgerinnen und Bürger engagieren sich vielfältig für ihre Stadt. Diese Einschätzung der Willkomm Gemeinschaft, der Interessensvertretung der Neustadter Wirtschaft, wird durch die aktuelle IHK-Standortanalyse für Neustadt bestätigt. Wie auch in den vergangenen Studien schneidet Neustadt bei den sog. „weichen“ Faktoren, wie z.B. Lebensqualität und Kulturleben sehr gut ab. Aus Sicht der befragten Unternehmen sind auch das Schulangebot, die bestehende Struktur und Vielfalt der Nahversorgung und das Angebot des Gesundheitssektors überdurchschnittlich gut. Die Nähe zur Autobahn und zum Fernverkehr wird ebenfalls positiv gesehen. Aus Sicht der Willkomm Gemeinschaft zeigt Neustadt damit sein Potential als Wirtschaftsstandort.
Leider müssen wir feststellen, dass die IHK-Studie auch die Einschätzung der Willkomm Gemeinschaft in Bezug auf die Verbesserungsmöglichkeiten der Stadt zur Wirtschaftsfreundlichkeit und -förderung teilt.
In der Untersuchung der IHK landet Neustadt wieder auf dem beschämenden letzten Platz unter den pfälzischen Städten.
Zum Thema „Wirtschaftsförderung“ kritisieren die teilnehmenden Unternehmen die Qualität und Kompetenz der Stadt. Vor allem beim Standortmarketing und dem digitalen Angebot der Wirtschaftsförderung schneidet Neustadt schlecht ab. Noch schlechter als die Bewertung der Wirtschaftsförderung fällt die Bewertung der Verwaltung aus. Laut IHK fehlt es am „Offenen Ohr“ für Wirtschaftsfragen und an der Erreichbarkeit städtische Stellen. Ebenso werden Bearbeitungsdauer und Nachvollziehbarkeit von Entscheidungen kritisiert. Wie in den letzten Monaten auch immer wieder der Presse zu entnehmen, wird auch die Baustellenkoordination besonders bemängelt.
Diese Bewertung ist umso relevanter, als die Unternehmen diese Punkte als besonders wichtig einschätzen und gleichzeitig die geringste Zufriedenheit aufweisen.
Obgleich die Willkomm Gemeinschaft durch ihr Engagement für den Standort Neustadt und ihre Mitglieder sicherlich einen direkteren Zugang zur Stadtverwaltung aufrecht erhalten kann, als dies für einzelne Unternehmen möglich ist, können wir die Bewertung der befragten Unternehmen durchaus nachvollziehen.
Die Willkomm ist der Auffassung, dass es nach den wiederholt schlechten Ergebnissen der IHK-Standortumfragen für Neustadt nicht länger ausreichend sein kann, auf Versäumnisse der älteren Vergangenheit, Planungen für die Zukunft oder die Pandemie zu verweisen. Es ist dringend erforderlich, dass die Stadt Neustadt effektive Maßnahmen ergreift, um die Situation deutlich zu verbessern. Dies kann nur gelingen in der Kooperation mit den Gewerbetreibenden der Stadt und damit der Willkomm Gemeinschaft.
Noch immer ist es der Stadtführung nicht gelungen, ein Dienstleistungsverständnis aufzubauen. Die Zusammenarbeit der verschiedenen Abteilungen und Arbeitsgruppen der Stadtverwaltung ist weiter suboptimal. Neustadt hat den Vorteil einer gut vernetzten und aktiven Interessensvertretung der Neustadter Wirtschaft, leider werden die Kompetenzen der lokalen Wirtschaft und die Multiplikatorfunktion der Willkomm nicht in vollem Umfang genutzt. Wichtige Themen, wie z.B. die Organisation des Stadtmarketings, die Diskussion der Zukunft der Mobilität in Neustadt oder das Projektmanagement bei Themen, die auch die Wirtschaft betreffen, werden immer wieder ohne ausreichende Einbeziehung der Betroffenen bearbeitet. Eine Strategie zur Entwicklung des Wirtschaftsstandortes ist immer noch nicht klar erkennbar. Dies zeigt auch die negative Bewertung der Punkte „Dynamik“ und „Innovationskraft“.
Aus Sicht der Willkomm sind in der Stadtverwaltung durchaus gute Initiativen zu finden, diese können aber keine ausreichende Wirkungskraft entfalten, wenn ihre Koordination und ihre Kommunikation nicht effektiv umgesetzt werden.
Die Willkomm Gemeinschaft kommuniziert regelmäßig Vorschläge zur Stärkung des Standortes und ihre Konzepte und Bereitschaft zur Kooperation. So wurden in den letzten zwei Jahren zahlreiche Maßnahmen zur Wiederbelebung der Stadt in und nach der Pandemie angeregt und umgesetzt. Ein weiteres Beispiel ist die Übergabe eines umfassenden Programms zur Belebung der Stadt an die zuständigen Stellen der Stadt mit der Vereinbarung, gemeinsam z.B. an einem Veranstaltungsprogramm zu arbeiten. Bis zum Sommer ist allerdings keinerlei Rückmeldung der Stadt erfolgt. Diese Beispiele zeigen aus unserer Sicht, dass es durch die Kooperation der Stadtverwaltung mit den engagierten Bürgerinnen und Bürger gelingen kann, dass Neustadt bei künftigen Studien der IHK deutlich bessere Ergebnisse erzielen kann.
Aus Sicht der Willkomm Gemeinschaft sollten hierfür das abteilungsübergreifende Projektmanagement und die Bearbeitungs- und Reaktionsgeschwindigkeit der Stadt verbessert werden. Dies kann auch durch eine Digitalisierung der Verwaltung und der Verwaltungsabläufe unterstützt werden. Die Wahrnehmung der Stadt als Dienstleister muss implementiert werden. Nach außen muss das Standortmarketing aktiv und professionell und unter Nutzung der Digitalisierung vorangetrieben werden. Bei diesen Themen sollten auch Konzepte, die in anderen Städten erfolgreich umgesetzt wurden, geprüft werden. Ganz aktuell ist aus Sicht der Willkomm Gemeinschaft auch die Frage der Einbindung der lokalen Wirtschaft in die Planungen der Landesgartenschau und anderen größeren Veranstaltungen der Stadt Neustadt.
Die Willkomm Gemeinschaft erwartet, dass ihre Vorschläge und Kooperationsangebote in den nächsten Gesprächen mit den zuständigen Abteilungen und dem Oberbürgermeister konstruktiv und umsetzungsorientiert besprochen werden.
Quelle Standortumfrage der IHK:
https://www.ihk.de/pfalz/infrastruktur-und-digitale-wirtschaft/zahlen-und-fakten/standortumfrage